Wir sind in der Zeit des Jahres angekommen, in der wir uns den Kopf darüber zerbrechen, was wir Familie und Freunden schenken sollen. Ein Kopfzerbrechen, das andererseits unnötig ist: Oft bringt ein kleines, aber gut gewähltes Detail mehr Freude als alles, was viel Geld wert ist. Es gibt viele Geschenke, die man in die Kategorie „persönlich“ einordnen könnte, aber eines davon ist zweifellos ein Buch.
Zugegeben, selbst die Idee, ein Buch zu verschenken, mag für manche altmodisch für das 21. Jahrhundert klingen. Doch wenn man sich auf ein bestimmtes Buch einlässt, ist man genauso süchtig wie nach seiner Lieblingsfernsehserie – wenn nicht sogar noch mehr. Und die folgenden fünf Bücher haben uns auf jeden Fall gefesselt:
Sally Rooney, „Schöne Welt, wo bist du“
Verlag: Claassen
Die Welt, wie wir sie kannten, gibt es nicht mehr: Wirtschaftliche, berufliche und die Stabilität unserer Beziehungen haben wir hinter uns gelassen. Wir leben hypervernetzt und übermüdet, wir scrollen durch Instagram in der Hoffnung, etwas zu finden, wir wissen nicht, was.
In Sally Rooneys letztem Roman knüpfen und lösen vier Freunde persönliche Bande, während sie versuchen, eine große existenzielle Leere zu überleben. Sie versuchen, sich gegenseitig zu verstehen und zu helfen, lassen sich vom Alltag mitreißen und klammern sich an alles, was sie in eine Welt zurückbringen kann, die nicht mehr existiert.
Alena Schröder: „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“
Verlag: dtv
Die Lebenskämpfe mehren Generationen deutscher Frauen innerhalb derselben Familie im Laufe der Jahre: die 27-jährige Hannah, eine entfremdete Jugendliche, und ihre Großmutter Evelyn, eine ältere Frau mit verborgener Vergangenheit. Als ein Brief aus Israel Evelyn als Erbin eines gestohlenen und verlorenen Kunstvermögens ausweist, macht sich Hannah auf den Weg, die Geheimnisse ihrer Mutter, ihrer Großmutter und ihrer unbekannten jüdischen Familie zu entdecken.
Alena Schröders rasanter, atmosphärisch dichter Roman lässt sich sowohl als spannender Kunstkrimi als auch als nachdenklich stimmendes und versöhnliches Buch über den stillen Zwiespalt in einer Familie aus der Sicht der Frauen lesen.
Anna Wiener, „Code kaputt: Macht und Dekadenz im Silicon Valley“
Verlag: Droemer Knaur Verlag
Ein Insiderbericht einer Person, die Teil der allmächtigen amerikanischen Technologieindustrie war. Die New Yorker Anna Wiener enthüllt das verborgene Gesicht des Silicon Valley, das mit entfremdendem Korporatismus, Frauenfeindlichkeit, langen Arbeitszeiten und einer rücksichtslosen Kontrolle über die Bürger des 21. Jahrhunderts infiziert ist.
Ausgehend von ihren persönlichen Erfahrungen schildert Wiener ihren eigenen digitalen Wandel von der New Yorker Verlagswelt zur Welt der Start-ups im Silicon Valley auf dem Höhepunkt der digitalen Revolution, mit großer Klarheit und in einem ironischen Ton, der Gemeinplätze vermeidet.
Raphaela Edelbauer, „DAVE“
Verlag: Klett-Cotta
DAVE, ausgezeichnet mit dem Österreichischen Buchpreis 2021, ist eine einzigartig spannende und nachdenkliche Reflexion über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der künstlichen Intelligenz. In einem Labor, das die erste allgemeine künstliche Intelligenz mit menschlichem Bewusstsein schaffen soll, gerät das Leben der Programmiererin Syz aus den Fugen, als das Projekt zu scheitern droht. Sie muss die dunkle Geschichte des Labors erforschen und herausfinden, wessen Interessen diese künstliche Superintelligenz wirklich dient. Eigentlich ist dieses Buch nur ein Geschenk wert, wenn man die Begabten erschrecken will.
Helene Hanff, „84, Charing Cross Road: Eine Freundschaft in Briefen“
Verlag: Atlantik Verlag
1940 begann die junge Schriftstellerin Helene Hanff in New York einen Briefwechsel mit einer kleinen Londoner Buchhandlung, Marks & Co. in der Charing Cross Road 84. Heute existiert diese Buchhandlung nur noch in den Seiten dieses Romans – eine Sammlung der Briefe, die 20 Jahre lang zwischen der Autorin und ihrem Buchhändler Frank Doel ausgetauscht wurden. Aus einer einfachen Geschäftsbeziehung entwickelt sich eine unerwartete (und liebenswerte) Freundschaft, die aus der Liebe zur Literatur erwächst.
Warmherzig, witzig, menschlich und bittersüß: 84, Charing Cross Road ist eine Geschichte über den besonderen Platz, den Bücher – und Buchläden – in unserem Leben einnehmen.