Begleitet uns auf einer Reise in die Geschichte des Stuttgarter 18. Jahrhunderts und in das verrückte Leben am württembergischen Hof. Ihr werdet das Schloss bei eurem nächsten Besuch – hoffentlich bald – bestimmt mit anderen Augen sehen. Genießt 7 Schloss Solitude-Fakten, die ihr sicherlich nicht gekannt habt.
Einsamkeit – aber nicht viel
Der Name dieses Palastes führt oft zu Missverständnisse. Der damaligen Mode folgend, alles zu imitieren, was aus Frankreich kam, beschloss Herzog Carl Eugen seine Sommerresidenz Solitude zu nennen – Einsamkeit auf Französisch. Doch der Adelige wollte den Palast nicht dafür, um sich zu besinnen und ganz allein die Sonnenuntergänge zu beobachten. Er wollte wirklich einen Ort zum Jagen und Feiern, fernab von den Blicken und Beschwerden seiner Stuttgarter Nachbarn. Und Junge, er hat es geschafft.
Der ultimative Partylöwe
Die Geschichte besagt, dass Carl Eugen eines Sommers beschloss, eine Schlittenfahrt zu machen. Da es keinen Schnee gab, ließ er eine kilometerlange Strecke mit Salz bestreuen. Viele Historiker haben den Wahrheitsgehalt dieser Anekdote infrage gestellt, nicht aber die Anerkennung, die ihm der berühmte Giacomo Casanova aussprach. Wenn selbst der bekannteste Wüstling aller Zeiten dich lobt, heißt es, du machst etwas richtig.
Der verschwundene Turm
Jeder gute Regent (sowie jeder gute Partykönig) stellt seine Macht zur Schau, indem er buchstäblich über seinen Untertanen steht. Der Herzog ließ dafür auf der Kuppel seines Palastes einen runden Turm errichten, von dem heute nur noch Zeichnungen erhalten sind. Es war der perfekte Ort, um seine Untertanen zu kontrollieren und sicherzustellen, dass keine Party ohne ihn begann.
Party town road
Ist es schon klar, dass Carl Eugens Priorität das Feiern war? Das ging so weit, dass er eine Straße vom Residenzschloss in Ludwigsburg zum Schloss Solitude bauen ließ. Eine 13 km lange GERADE Straße. Ob er dies tat, um es seinem Kutscher leichter zu machen oder um nachts betrunken einen einfachen Weg nach Hause zu finden, ist noch unklar. Die Sache ist die, dass die Solitudeallee nicht nur ihren Zweck erfüllte, sondern fast 50 Jahre später zur Landesvermessung Württembergs genutzt wurde. Sie ist sogar fast vollständig erhalten geblieben.
Carl Eugen „Jagdjunkie“ von Württemberg
Party war nicht das Einzige, was der Herzog gern hatte. Auch die Jagd war seine Leidenschaft. So sehr, dass er dafür so viele Leute beschäftigte:
- einen Oberjägermeister
- einen Jagdsekretär
- mehrere Hofjägerburschen
- fünf bis sechs Jagdjunker
- einen Wildmeister
- vier Meister-Jäger
Also fast so viele Menschen wie Württembergs Armee. Natürlich musste er in seinem neuen Schloss jagen können. So ließ er die Wälder rund um das Schloss zu diesem Zweck in Felder und Gärten umbauen. Zum Glück für Rehen, Hasen und Fasanen ist fast nichts mehr übrig aus dieser Zeit.
Vielleicht ein bisschen zu teuer
Wie Ihr wahrscheinlich schon gemerkt habt, gab Herzog Carl Eugen gerne aus. Egal, ob für Kriege, Feste oder Paläste. Das Problem ist nur, dass es nicht sein Geld war, das er ausgab. Es war das, dass er von seinen Untertanen durch Steuern bekam. Mit dem Bau seines Solitude muss deren Geduld ausgegangen sein, denn die Ständevertretung (der Untertanen) reiste nach Wien, um ihn vor dem Kaiser anzuprangern. So sauer müssen sie tatsächlich gewesen sein, dass unser Carl Eugen nicht lange auf sich warten ließ und bald von Stuttgart nach Ludwigsburg zog.
Der flüchtige Dichter
Ein weiterer Fakt über das Schloss Solitude ist vielleicht etwas unerwartet. Denn Friedrich von Schiller muss der bekannteste Bewohner des Schlosses gewesen sein. Aber er war dort nicht zum Vergnügen, ganz im Gegenteil. 1770 gründete Carl Eugen auf dem Gelände des Schlosses die Karlsschule. Sie diente als Militär- sowie Kunstakademie und Schiller hat mehrere Jahre lang dort gelernt. Doch der Dichter wurde seines Lebens dort überdrüssig – unter anderem konnte er das Schloss nicht ohne Erlaubnis des Herzogs verlassen – und er floh nach Weimar. Während eine Party im Gange war. Aber natürlich.